NET-AFFAIRS. Heiner Müllers ‚Quartett‘ und ein Spiel mit dem Leben im Internet

Was ist das, unsere Seele? Ein Muskel oder eine Schleimhaut?

Heiner Müllers ‚Quartett‘ geht zurück auf den Briefroman ‚Gefährliche Liebschaften‘ des Franzosen Choderlos de Laclos – bekannt auch durch die Hollywood-Verfilmung mit Glenn Close und John Malkovich. Merteuil und Valmont, die Protagonisten des Stückes, spielen sich in einer letzten Konfrontation gegenseitig verschiedene Personen aus ihrem Liebesleben vor. Bis einer von ihnen Erlösung im Tod findet, erfahren wir nicht, warum sie diese quälenden Spiele miteinander spielen. Die Personen hinter den Masken sind nicht erkennbar.

Die zahlreichen Chatrooms des Internets bieten durch ihre Anonymität die Möglichkeit‚ falsche Identitäten aufzubauen. Mit Decknamen wie ‚Sexy body‘, ‚Schneckchen‘, ‚Greek Man 20‘ oder ‚Lolitababe‘ kann man schnell eine neue Identität aufbauen und sich damit – virtuell – ausprobieren. Die Personen hinter den Nicknames sind nicht zu erkennen.

Wir sind online gegangen, hinein in die Chatrooms – auch mit Merteuil und Valmont und ihren künstlichen, von Heiner Müller geschaffenen Identitäten. Wir haben mit anderen Chattern geflirtet, wir haben uns verliebt, haben uns geliebt und wieder getrennt. Dieser virtuelle Geschlechterkampf wurde zusammen mit Heiner Müllers ‚Quartett‘ Realität auf der Bühne von ‚Net-Affairs‘.

Bitte nimm mich so, wie ich bin, denn ich kann viele andere für Dich sein!    Vicky Leandros

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Mit: Susanne Dieterich, Sven Nichulski. Produktion & Inszenierung: Gregor Leschig – Inszenierungen. Computer/Animation/Technik: Danny Frede. Dramaturgie: H.-Georg Lützenkirchen. Musik: Joachim Kottmann. Kostüme: Rupert Franzen. Köln 2005.